UFI in St. Petersburg: Bestehende Grenzen aufbrechen

Vom 31. Oktober bis 3. November kommt die UFI mit dem Weltkongress nach St. Petersburg. Das Motto der 85. Ausgabe lautet „Die Dynamik von Veränderung – die komplexe Zukunft unserer Branche“.

Offenes europäisches Seminar: Schon im Sommer 2014 war die UFI mit einer Veranstaltung in St. Petersburg zu Gast. (Photo: UFI)
Offenes europäisches Seminar: Schon im Sommer 2014 war die UFI mit einer Veranstaltung in St. Petersburg zu Gast. (Photo: UFI)

In diesen sich schnell wandelnden Zeiten muss mitunter die Macht der Gewohnheit durchbrochen werden. So geschieht es auch auf dem anstehenden UFI-Ereignis in der nordwestrussischen Fünfmillionen-Metropole. „Wir arbeiten jedes Jahr daran, unsere Veranstaltungselemente weiter zu entwickeln“, argumentiert Kai Hattendorf. „Deshalb wird es in St. Petersburg wieder ein paar neue Bausteine geben“, kündigt der Geschäftsführer des Weltmesseverbandes UFI an. Ein neues Format findet zum Thema „digitale Transformation“ statt, eine Podiumsdiskussion, die Grenzen aufbrechen soll. „Werden Experten von außerhalb der Messebranche eingeladen, sagen sie normalerweise, woran sie arbeiten und geben Impulse“, beschreibt Hattendorf die klassische Herangehensweise. „Doch eigentlich müssen die externen Gäste mit den Messeleuten ins Gespräch kommen“, erklärt er den Ansatz, der auf dem diesjährigen UFI-Kongress verfolgt wird.

Der Anspruch des Weltmesseverbandes ist es, bei seinen Veranstaltungen die globalen Entwicklungen abzubilden: „Was verändert sich gerade, wie schnell und wo?“, bringt es Kai Hattendorf auf den Punkt. Er sieht gegenwärtig mehrere große Trends. Dazu gehört die Weiterung des Konfex-Modells durch die wachsende „Festivalisierung“: „Der Prozess lässt sich weltweit beobachten“, analysiert Hattendorf. „Getrieben von der nächsten Generation entstehen Community-Treffpunkte, die weniger produktorientiert sind, sondern stattdessen den Dialog untereinander in den Mittelpunkt stellen.“ Vorbild sei für viele die „South by Southwest“ im texanischen Austin, die Festivals, Konferenzen und Fachausstellungen vereint. Die Tatsache, dass dort zuletzt viele Messechefs gesichtet wurden, bestätigt die Bedeutung dieser Entwicklung. Auch anderswo gebe es entsprechende Anstrengungen, das europäische Parade-Beispiel dafür sei die Cebit. „Solche neuen Formate ändern die Vermarktungslogik, weg vom klassischen Quadratmeterverkauf hin zu marketingorientierten Lösungen“, formuliert Hattendorf. „Das geht dann einher mit Organisationsveränderungen und Budgetverlagerungen.“

Wichtig ist der Austausch innerhalb der Branche wie hier beim AUMA-Messetreff 2018 (v.l.): Kai Hattendorf mit Andreas Moerke (Messe Düsseldorf Japan), Jana Dewitz (Messe Berlin), Guido Gudat (Koelnmesse) und Markus Quint (Messe Frankfurt). (Photo: TFI)
Wichtig ist der Austausch innerhalb der Branche wie hier beim AUMA-Messetreff 2018 (v.l.): Kai Hattendorf mit Andreas Moerke (Messe Düsseldorf Japan), Jana Dewitz (Messe Berlin), Guido Gudat (Koelnmesse) und Markus Quint (Messe Frankfurt). (Photo: TFI)

Immer bedeutsamer in der Messebranche wird die Nachhaltigkeit, wobei es längst nicht mehr nur um grüne Veranstaltungen geht. „Der Begriff wird inzwischen weiter gefasst“, weiß Kai Hattendorf. „Soziale Verantwortung und gesellschaftliche Aspekte haben großes Gewicht erlangt.“ Aufgrund der  Veränderungsdynamik in der Messewirtschaft, kann es hilfreich sein, von anderen zu lernen. Auf dem Kongress in St. Petersburg werden insgesamt sechs „Best Practice“-Beispiele vorgestellt und damit doppelt so viele wie bisher. Es handelt sich um die Gewinner der UFI-Awards aus den fünf Kategorien, in denen der Preis vergeben wird: digitale Innovation, Marketing, Nachhaltigkeit, Service & Betrieb und Human Resources (HR); hinzu kommt der Poster-Wettbewerb. Einer der erwähnten Bereiche dürfte künftig noch stärkere Bedeutung für die Messewirtschaft erhalten. Gute HR-Strategien entscheiden nämlich über das Wohl und Wehe von Messebetreibern und Veranstaltern: „Unternehmen müssen für Mitarbeiter attraktiv sein, sie binden und sie machen lassen“, nennt Hattendorf die Herausforderungen.

Gerade die nächste Generation der Führungskräfte kann einen erheblichen Beitrag für die digitale Entwicklung innerhalb der Branche leisten. Allerdings reicht es nicht aus, wenn die Talente lediglich den Twitter-Account des Chefs bedienen. Sinnvoll wäre es, ihre Denkweisen zu übernehmen. Ein aktuelles, UFI-Award-gekröntes Beispiel aus dem Bereich der „Augmented Reality“ zeigt die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben können. „Im Juni saßen wir beim Educational Forum für digitale Innovation zusammen“, erzählt Kai Hattendorf. „Von Hannover aus konnten wir die Kollegen von Suntec in Singapur in Echtzeit beim Rundgang durch die Hallen verfolgen.“ Das Beispiel verdeutlicht, dass es nicht unbedingt einen Dienstleister braucht, der solche Anwendungen für viel Geld entwickelt – die Lösung in Singapur wurde „hands on“ von jungen Mitarbeitern selber entwickelt, die mit der Digitalisierung groß geworden sind. „Mit dieser Idee lässt sich der Verkauf verbessern“, lobt Hattendorf. „Und sie ist umweltschonend, weil sich Entscheider vom Schreibtisch aus einen Eindruck verschaffen können und gar nicht erst anreisen müssen.“

Digitalisierung braucht neue Denkweisen: Educational Forum für digitale Innovation 2018 in Hannover. (Photo: UFI)
Digitalisierung braucht neue Denkweisen: Educational Forum für digitale Innovation 2018 in Hannover. (Photo: UFI)

Die Best-Practice-Beispiele werden im Rahmen der „Special Interest Group Sessions“ vorgestellt. Eine der Sessions beschäftigt sich mit „Frauen in der Messebranche“. Dabei diskutieren unter anderem Top-Managerinnen, die sich in geschäftsführender Position bei Messe- und Kongresszentren-Betreibern oder Veranstaltern einen Namen gemacht haben: Carina Bauer, Monica Lee-Müller und Mary Larkin. Letztgenannte wurde unlängst zur UFI-Präsidentin für 2020 gewählt und wird damit als erste Frau an der Spitze des Weltmesseverbandes stehen. „Wir haben intensiv darüber diskutiert, wie wir das Thema Frauen in der UFI weiter behandeln“, berichtet Kai Hattendorf. Das Thema brauche den globalen Diskurs, wie dieses Jahr im Rahmen des Kongresses. Und: Zu guter Letzt wird es zum Ende der Veranstaltung in St. Petersburg ein neues talkshowartiges Format geben. Dabei blicken „Leader“ aus der Branche auf 2018 zurück und geben Einschätzungen für das nächste Jahr 2019 – für die Runde zugesagt hat unter anderem Chet Burchett. 

Damit alle Delegierten auch am Ende tatsächlich am Programm teilhaben können, rät die UFI, sich frühzeitig um die Einreiseformalitäten zu kümmern. EU-Bürger beispielsweise müssen bei der Visa-Beantragung einen Krankenversicherungsnachweis erbringen, was zusätzliche Zeit kostet. Es scheint, dass die große Mehrheit der Delegierten diese Empfehlung beherzigt. Schon im Juli hatte der Gastgeber des 85. UFI-Kongresses, ExpoForum, die für den Visums-Antrag nötigen Einladungen in dreistelliger Zahl verschickt (www.ufi.org).  

Autor: Peter Borstel

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 3/2018

„Russland gehört zu unseren Top fünf“

UFI-Geschäftsführer Kai Hattendorf über die Rolle des diesjährigen Kongress-Gastgeberlandes innerhalb der UFI.

Kai Hattendorf (Photo: UFI)
Kai Hattendorf (Photo: UFI)

Es gab 2005 den UFI-Kongress in Moskau. Seinerzeit wurden diverse neue russische Mitglieder gewonnen. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Akteuren aus Russland innerhalb der UFI seitdem entwickelt?
Sehr positiv. Es gab und gibt viele Persönlichkeiten aus Russland, die sich in der UFI an prominenter Stelle engagiert haben. Exemplarisch möchte ich den 2016 verstorbenen Sergey Trofimov nennen. Und ganz besonders Sergey Alexeev, der als UFI-Präsident den Global Exhibitions Day mitinitiiert hat. Auch die Zahlen zeigen die Bedeutung der russischen Messewirtschaft, die innerhalb unseres Verbandes einen Platz in den Top fünf belegt. Wir haben 40 Mitglieder aus Russland. 115 Messen in der Russischen Föderation dürfen sich als „UFI Approved Event“ bezeichnen.

Wo steht der russische Messemarkt aktuell?
Bedingt auch durch die Sanktionen und die politische Großwetterlage waren die letzten Jahre nicht einfach. Derzeit hat sich der Markt auf etwas niedrigerem Niveau stabilisiert und es geht wieder aufwärts. Laut unserem aktuellen UFI-Barometer erwarten 73 Prozent der russischen Messeunternehmen einen steigenden Umsatz im ersten Halbjahr 2019.

Rückt das Thema Russland auf dem Kongress ebenfalls in den Fokus?
Wir haben vergangenes Jahr in Johannesburg erstmals ein Spezialprogramm aufgelegt, das sich mit dem Gastgeberland beschäftigt hat. Das wird es 2018 im Anschluss an den eigentlichen Kongress erneut geben. Unter Federführung des russischen Messeverbandes RUEF nehmen daran über 100 Fachleute teil. Es werden Marktinformationen vermittelt, es lassen sich Kontakte knüpfen und die Optionen internationaler Zusammenarbeit ausloten.  

 
 

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