Messebau / Design: Das erleben, was bewegt

Wenn es darum geht, Marken und Produkte zu inszenieren, greifen Messeplaner und Standentwickler tief in die Ideen-Kiste. Wie drei Beispiele zeigen.

IMEX 2019: Messebau Wörnlein entwickelte für NürnbergConvention einen Kinosaal im Retro-Look auf engstem Raum. (Photo: Wörnlein)
IMEX 2019: Messebau Wörnlein entwickelte für NürnbergConvention einen Kinosaal im Retro-Look auf engstem Raum. (Photo: Wörnlein)

Filmreif präsentierte sich die Kongressmarke NürnbergConvention auf der IMEX 2019, der Leitmesse der Meeting-Industrie in Frankfurt. Das Motto der Messe lautete: Imagination. „Eine Steilvorlage für unseren Aussteller“, wie Sabine Römpp konstatiert. Sie ist Projektleiterin und für Planung und Design des Projektes bei Messebau Wörnlein aus Nürnberg verantwortlich. Die Steilvorlage verwandelte der Aussteller unter seinem Motto: „Imagine you're in Nürnberg“. So kreierte Messebau Wörnlein für NürnbergConvention einen Kinosaal im Retro-Look auf engstem Raum. Die Leinwand-Rolle übernahm dabei ein 130-Zoll-LED-Bildschirm von Samsung mit faszinierend hoher Bildauflösung. Darauf erlebten die Standbesucher Filme zu Themen wie Anreise, Übernachtung, Gastronomie oder Eventlocations. Der Bildschirm war in die Wand eingebaut, die Technik unsichtbar dahinter versteckt. 

Per iPad-Steuerung konnten sich die Gäste ihr Programm selbst wählen. Dabei saßen sie auf einer authentischen Kinostuhl-Reihe und konnten duftend Frisches aus einer Popcorn-Station genießen. Ein roter Samt-Vorhang umhüllte den Stand – einem Kinovorhang nachempfunden. Der Vorhang schloss die Außenwelt ab, er erzeugte aber zugleich Fernwirkung und zog die Hallenbesucher an. Als Beleuchtung auf dem Stand dienten Vintage-Glühbirnen, die in Wirklichkeit LEDs enthielten. „Wir konnten klassische Kino-Romantik pur zaubern und die Zeit anhalten etwas Außergewöhnliches im oftmals hektischen Messebetrieb“, wie sich Sabine Römpp erinnert. „Dabei hatten wir das Thema Kino wirklich aufs Wesentliche reduziert. Nichts lenkte vom Filmgenuss und dem Wohlfühlen ab.“ Eine Standidee wie diese gibt es selbstverständlich nicht nur mit Systemelementen und von der Stange: „Der Stand wurde nahezu komplett bei den Objektschreinern (www.objektschreiner.de) individuell angefertigt und vorab zur Probe aufgebaut“, so die Projektleiterin (www.woernlein.de).

Julius Blum auf der Kölner Interzum: Arno Design entwickelte den Messestand in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden. (Photo: Arno Design)
Julius Blum auf der Kölner Interzum: Arno Design entwickelte den Messestand in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden. (Photo: Arno Design)

Die Marke ist das Produkt und das Produkt ist die Marke. Dies gilt für Julius Blum, den weltweit führenden Hersteller für Küchen- und Möbelbeschläge. Wie lässt sich dieses Motto in einen Messeauftritt umsetzen? Zu erleben war es auf der Interzum 2019 in Köln. Öffnen, schließen, ausprobieren, so hieß eine der Standideen. Die Besucher sollten im Detail begreifen dürfen, was Julius Blum bewegt – und das am besten mit allen Sinnen, anhand der ausgestellten Produkte. Das Münchner Messebau-Unternehmen kreierte den Messestand in enger Zusammenarbeit mit der Firma Julius Blum. Knapp 1.500 Quadratmeter groß präsentierte sich der Auftritt. Im Zentrum luden die Präsentationtische dazu ein, die Produkte zu testen und mehr darüber zu erfahren. „Hier stand die Produkt-Erfahrung klar im Vordergrund“, berichtet Peter Haberlander, CEO / Design der Firma Arno Design. 

Eine Fassade aus gelochtem Aluminiumblech grenzte den Stand von der Außenwelt ab und bot trotzdem jede Menge Möglichkeit für Einblicke – sichtbar und unsichtbar zugleich. Indes bildeten die Präsentationstische aus Holz einen spannenden optischen Kontrast zur modernen, gelochten Aluminiumblech-Fassade. Einladend wirkte der Eingangsbereich: Durch das Eingangs-Portal betraten die Besucher die Julius-Blum-Welt. Im Mittelpunkt bot eine Plaza Raum für Begegnungen und Einblicke in die einzelnen Segmente. Last but not least lud ein großzügiger Restaurant-Bereich zu kulinarischen Köstlichkeiten ein. Modular konstruiert, ist der Stand zudem nachhaltig und mehrfach auf Messen einsetzbar (www.arno-design.de).

Bruns schuf für das E-Recruiting-Unternehmen Pergenta ein modernes Konzept nach einem Rebranding. (Photo: Bruns)
Bruns schuf für das E-Recruiting-Unternehmen Pergenta ein modernes Konzept nach einem Rebranding. (Photo: Bruns)

Zwei Herausforderungen an einem Stand stellte sich das Team von Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung aus München. Für das E-Recruiting-Unternehmen Pergenta sollte zum einen ein modernes Konzept mit neuem klaren Look nach einem Rebranding entwickelt werden. Zum anderen wollte der Aussteller seine vier Geschäftsbereiche deutlich erlebbar voneinander trennen. Dabei sollte die Dachmarke Pergenta selbstverständlich das verbindende Element darstellen. Die Lösung: vier unterschiedliche Zonen, klar voneinander differenzierbar. Zu sehen erstmals auf der Messe Zukunft Personal 2019 in Köln. „Anhand von Trennwänden, Säulen und unterschiedlichen Farbgebungen im Boden konnten die Besucher jede Standzone auch als Einzelauftritt begreifen“, erklärt Martina List, Head of Marketing beim Münchner Messebauer. 

Für die vier Geschäftsbereiche standen vier Namen mit P: Ps Pergenta für die Recruiting-Agentur, Persy für die E-Recruiting-Software, Poster für den Stellenanzeigen-Shop und Parts für die Schnittstellen-Lösung. Das Markenlogo von Pergenta basiert auf dem Großbuchstaben P in quadratischer Form. Daraus entwickelte Bruns ein Grundraster für eine quadratische Standfläche. An den vier Eck-Seiten postierten die Messedesigner die vier Zonen für die einzelnen Geschäftsbereiche. Dort konnten sich die Besucher an Info-Terminals in das Angebot des Ausstellers aus Stellengesuchen und Angeboten vertiefen. Für die Standmitte gestaltete Bruns Messebau ein Lounge-Areal mit Polstermöbeln. Warme Holztöne und angenehmes Licht sorgten hier für eine wohnliche Atmosphäre. „Auf diese Weise haben wir auch eine dritte Herausforderung für den Auftritt unseres Kunden gemeistert“, wie sich Martina List erinnert. Neben dem Rebranding im geradlinig-modernen Stil und der klaren Trennung der Geschäftsbereiche schufen die Messedesigner auch eine Kommunikationszone, die zum Verweilen einlud (www.bruns-messebau.de).  

Autor: Jens Kügler

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 3/2019

 
 

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