Messebau / Design: Gestaltung, die veranschaulicht

Messearchitektur dient nicht nur als Kulisse für Exponate. Sie kann Produkte, ihre Entstehung und ihren Nutzen regelrecht erlebbar machen.

SLM Solutions Group auf der formnext: Die Idee war, das technische Prinzip des 3D-Druckens auf das Standdesign zu übertragen. (Photo: Bruns)
SLM Solutions Group auf der formnext: Die Idee war, das technische Prinzip des 3D-Druckens auf das Standdesign zu übertragen. (Photo: Bruns)

3D-Drucker schichten. Das heißt, sie produzieren Teile, indem sie Schicht auf Schicht drucken. Die SLM Solutions Group AG mit Hauptsitz in Lübeck ist ein Hersteller von 3D-Metalldruckern zur Herstellung komplexer Bauteile. „Unsere Idee war es, das technische Prinzip des 3D-Druckens auf das Standdesign zu übertragen“, erklärt Christian Flörs, Kreativdirektor für dreidimensionale Markenkommunikation bei der Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung GmbH aus München. Der Messedienstleister entwarf, plante und baute den Stand. Das Prinzip hieß: die Zonen des Standes aufeinanderschichten. Diagonal angeordnet, platzierten die Messebauer nacheinander die Besprechungs-, Informations-, Kommunikations- und Cateringzone. Im Zentrum befanden sich die Bereiche für Information samt Exponaten und Kommunikation. 

Die Exponate wurden als Highlights in der Informationszone hervorgehoben. Ihr schloss sich die geschützte und warm gestaltete Kommunikationszone an, so dass hier Gespräche über die Produkte in räumlicher Nähe zu den Exponaten vertieft werden konnten. Einen Blickfang stellten die Blockouts dar, hinterleuchtete Wandgrafiken. Sie zeigten in dreidimensional erscheinenden Darstellungen komplexe Fallstudien für gedruckte Komponenten aus unterschiedlichsten Branchen. „Ein besonders eindrucksvolles Beispiel war eine Sinter-Motorenkühlung für Elektro-Boliden eines Rennstalls, der an internationalen Konstruktionswettbewerben teilnimmt. Somit vereinte der Stand eindrucksvolle Produktschauen mit neuester Technik und veranschaulichte die Arbeitsweise der Industrieproduktion von morgen“, so Christian Flörs, Kreativdirektor bei Bruns. Der Messedienstleister entwickelte und baute den Stand für die formnext 2017, die führende Fachmesse für Additive Fertigung in Frankfurt. Als Modulbau-Entwicklung kann der Stand auch auf weiteren Veranstaltungen eingesetzt werden (www.bruns-messebau.de).

Nordex auf der WindEurope: Windenergie, Natur und Ökologie mit baulichen Mitteln veranschaulicht. (Photo: MDS Messebau)
Nordex auf der WindEurope: Windenergie, Natur und Ökologie mit baulichen Mitteln veranschaulicht. (Photo: MDS Messebau)

Eine gigantische Windkraftanlage als Ausstellungsstück durchbräche die Höhe jedes Messehallendachs zigfach. Dem Aussteller Nordex gelang dennoch eine Indoor-Exponatschau. Auf der WindEurope 2017 in Amsterdam sorgten auf rund drei Meter Höhe verkleinerte Nachbauten für „Sogwirkung“ unter den Besucher-Blicken. So stellte sich Nordex erstmals auf dieser Messe gemeinsam mit der neu akquirierten Tochterfirma Acciona Windpower vor. Das neue Standkonzept wurde entwickelt und erbaut von MDS Messebau aus Buchholz bei Hamburg. Wie lassen sich Windenergie, Natur und Ökologie mit weiteren baulichen Mitteln eindrucksvoll veranschaulichen? Dazu setzten die Messedesigner eine Reihe an raffinierten Ideen um. Ein zweiteiliges Rotorblatt-Fragment in originalgetreuer Größe zum Beispiel. Ein Modellbauer fertigte es eigens im Auftrag von MDS an. 

Die breitere untere Hälfte wurde an der Außenwand des Besprechungsraums befestigt. Die Rotorblattspitze hing von der Decke ab. „So entstand der Eindruck, als ob das Rotorblatt den Stand durchschneidet“, erinnert sich MDS-Vertriebsleiterin Vanessa Niemann. Unter den Windrädern blühte natürlicher Rollrasen. Echte kleine Bäume flankierten die Szenerie. „Die Modelle, die Bäume und der Naturrasen kamen sehr gut bei den Besuchern an“, so Vanessa Niemann weiter. Die Farben und Grafiken des Standes unterstrichen die Symbolik: weiße Wände für saubere Energie und die Farbe der Windräder. Das Grün des Rollrasens und der Landschaftsgrafiken standen für Umwelt und Grünstrom. Ein weithin sichtbares Textilbanner über dem Stand nahm die Formensprache der sich zum Ende hin verjüngenden Rotorblätter auf. „Als Modularbau ist der Stand bereits für weitere Messen gebucht“, verrät Vanessa Niemann und verspricht: „Auch auf viel kleineren Standflächen bleibt das Wesentliche stets wiedererkennbar“ (www.mdsmessebau.de). 

Alpines Hüttendorf: Der Stand von Salesforce wurde zum Hingucker unter den bisweilen sachlichen Auftritten der dmexco. (Photo: Atelier Damböck)
Alpines Hüttendorf: Der Stand von Salesforce wurde zum Hingucker unter den bisweilen sachlichen Auftritten der dmexco. (Photo: Atelier Damböck)

Ein alpines Hüttendorf hatten die Besucher in den Hallen der dmexco 2017 in Köln sicher nicht erwartet. Dementsprechend wurde der Stand von Salesforce zu einem Hingucker unter den bisweilen sachlich-nüchternen Auftritten der Digital-Messe. Trailblazer – Wegbereiter: So bezeichnete der führende Anbieter von Business Cloud Computing sein Konzept. Es basiert auf dem für die USA typischen Pfadfindertum, denn Salesforce hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Das Messebauunternehmen Atelier Damböck aus Neufinsing bei München adaptierte das Konzept für den deutschsprachigen Kulturraum. Das Ergebnis entführte die Besucher auf eine Art alpinen Waldlehrpfad. Wer sich auf den Weg machte, lernte das Umfeld für die Lösungen wie ein Wanderer seine Umwelt kennen. Wie führt Cloud Computing zu konkreten Unternehmenslösungen? Wie lassen sich Geschäftsanwendungen erlernen und erfolgreich umsetzen? 

Von Station zu Station führten Waldwege aus hochwertigen Fototeppichen, zwischen naturgrünem Kunstrasen und Felsblock-Imitaten. „Als Eyecatcher diente ein Ballon, der sich über dem Stand drehte“, betont Kathrin Böttcher, Marketing-Managerin bei Atelier Damböck. Mittelpunkt des Standes war indes ein nachempfundenes Baumhaus. In dessen Erdgeschoss befand sich ein mediales Theater für Sessions und Vorführungen sowie eine Küche zur Bewirtung. Das Obergeschoss beherbergte einen von insgesamt vier Besprechungsräumen. „Mit Systembau ließ sich diese aufwendige und aufmerksamstarke Alpenwelt natürlich nicht erschaffen: Wir haben den Stand komplett in Handarbeit erbaut“, so Kathrin Böttcher. „Trotzdem ist das Konzept modular ausgelegt. Es wird in unterschiedlichen Größen und Ausstattungen auf weiteren Messen und Kongressen eingesetzt, unter anderem der CallCenterWorld Berlin“ (www.damboeck.de).

Autor: Jens Kügler

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 1/2018

 
 

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