Eine sanft ansteigende Landschaftsebene mit einer frei zugänglichen Oberfläche und einer Ausstellung im Inneren: Der Deutsche Pavillon zählte zu den Rennern auf der Mailänder Expo.
Viele
Weltausstellungen haben Geschichte geschrieben. Manchmal sorgen auch
Staatsgäste wie zuletzt Bundeskanzlerin Angela Merkel am 17. August für einen
riesigen Auftrieb. Oft aber sind es die unzähligen kleinen Begebenheiten am
Rande, die Expos liebenswert machen. Hideo Fujii kann sicher von so manchem
Erlebnis berichten. Erstmals hat der Japaner eine Weltausstellung in seinem
Heimatland gesehen, 1970 in Osaka. Seitdem ist er vom Expofieber befallen. In
Mailand betrat er am 1. Mai 2015 zufällig als allererster Besucher den Deutschen
Pavillon. Ein halbes Jahr später, bis zum 31. Oktober, hatten sich rund drei
Millionen Menschen das Bauwerk von innen anschaut – und sich davon ein Bild
gemacht, wie Deutschland an das Veranstaltungsmotto „Den Planeten ernähren,
Energie fürs Leben“ herangegangen ist. „Wir wollten bei den Menschen das
Bewusstsein wecken, sich mit dem Thema Ernährung zu befassen und selbst aktiv
zu werden“, beschreibt der Generalkommissar des Deutschen Pavillons, Dietmar
Schmitz, den konzeptionellen Ansatz.
Im
Pavillon ging es auf eine unterhaltsame Reise durch die Grundelemente der
Natur: Boden, Wasser, Klima und Artenvielfalt, die alle wichtig für die
Ernährung sind. Präsentiert wurden Ideen und Projekte zum Schutz dieser
natürlichen Ressourcen, um einen Beitrag zur künftigen Nahrungssicherung zu
leisten. „Wir haben den Besuchern eine Fülle von Informationen angeboten“,
betont Dietmar Schmitz. „Daraus konnten sie sich dann die Themen aussuchen, mit
denen sie sich tiefergehend befassen wollten.“ Überall auf ihrem Gang durch die
„Fields of Ideas“, wie der deutsche Expo-Auftritt hieß, fanden die Menschen
interaktive Stationen zum Mitmachen. Am Eingang hatten sie zuvor ein „Seedboard“
erhalten – oberflächlich gesehen ein aufklappbares Stück Pappe, das sich als multimedialer
Ausstellungsbegleiter entpuppte. Damit konnten die Besucher spielerisch Inhalte
auf den Exponaten und Screens abrufen. Auf überraschende und humorvolle Weise erfuhren
sie, was Menschen, Initiativen und Institutionen in Deutschland bereits im
Sinne des Expo-Mottos tun.
Mit
dem Ende der Weltausstellung wird der Deutsche Pavillon abgebaut. Der materialreduzierte
Leichtbau war von vorherein temporär angelegt worden. „Es werden 800 Tonnen
Stahl eingeschmolzen, der anderswo neuerlich verwendet wird“, sagt Dietmar
Schmitz. „Die Nachnutzung erfolgt also, indem wir Dinge und Materialien weitergeben.“
PCs gehen an das Goethe-Institut in Italien, Kleidung an das Rote Kreuz, sofern
sie das Pavillon-Personal nicht als Souvenir behält. Das eingesetzte Holz wird
ebenfalls wiederverarbeitet. Und was passiert mit den Mitarbeitern des
„Deutschen Hauses“? Einige sind ohnehin beim Pavillonbetreiber Messe Frankfurt
beschäftigt oder waren eigens für die Zeit in Mailand von ihren Arbeitgebern
freigestellt worden. Andere setzen ihr Studium fort oder haben eine
Anschlussbeschäftigung gefunden. „In der Vergangenheit sind die allermeisten unserer
Mitarbeiter auf die Füße gefallen“, sagt Dietmar Schmitz. „Die Expo-Tätigkeit
prägt die Persönlichkeit und wirkt sich positiv im Lebenslauf aus.“ Manche
werden womöglich auf künftigen Expos erneut dabei sein. Und dann vielleicht
wieder auf Globetrotter Hideo Fujii aus Japan treffen.
Autor: Peter Borstel
Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 6/2015
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