Der Begriff Morgenland ist am Golf wortwörtlich zu nehmen. Im Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel wird intensiv an der Zukunft gearbeitet. Auch im MICE-Sektor.
Derzeit kann der Aufbruch nahezu überall in Katar begutachtet werden. Neben den vielen, teils spektakulären Wolkenkratzern prägen Kräne und Baumaterialien das Geschehen rund um die Hauptstadt Doha. Etwa 150 Milliarden Euro steckt die Regierung in der nächsten Dekade in die Infrastruktur. Davon soll nicht zuletzt der Tourismus profitieren. Durchschnittlich knapp drei Millionen ausländische Besucher kamen zuletzt in das Emirat. Anziehungspunkte sind auch Naturwunder wie die Wüstendünen am Meer oder Dohas neuer Kulturdistrikt Katara. Bis 2023, dem Jahr eins nach der Fußball-WM, sollen es bereits 5,6 Millionen internationale Gäste sein. Für 2030 werden sieben Millionen Besucher aus dem Ausland anvisiert, blickt die Qatar Tourism Authority (QTA) voraus. Unlängst erst wurden die Visa-Bestimmungen für die Einreise aus zahlreichen Ländern liberalisiert.
In diesem Sog wird der Veranstaltungsbereich weiter wachsen, derzeit entfällt ungefähr die Hälfte der Touristen auf den MICE-Sektor. Schon jetzt werden über 120 regelmäßige Messen und Konferenzen in Katar ausgerichtet, es dürften mittelfristig noch deutlich mehr werden. Das QTA verfährt dabei zweigleisig. Bei den Aktivitäten geht es nicht nur darum, zusätzliche Ereignisse anzulocken. Außerdem soll den Akteuren im MICE-Geschäft auch das nötige Wissen vermittelt werden. Denn das erworbene Know-how hebt die Qualität der Veranstaltungsdestination Katar und erhöht wiederum ihre Anziehungskraft bei potenziellen Kunden. Erst Anfang Oktober wurde 14 Messefachleuten aus Katar die UFI-Gratifikation verliehen.
Katars MICE-Business findet in den Hotels und vor allem in den beiden großen Veranstaltungszentren statt. Seit zwei Jahren ist das zentral im Geschäftsviertel West Bay gelegene Doha Exhibition and Convention Center (DECC) in Betrieb – designt vom Stararchitekten Helmut Jahn. 29.000 Quadratmeter säulenfreie Ausstellungsfläche stehen zur Verfügung, die als Ganzes oder getrennt in bis zu fünf Hallen genutzt werden können. Deren Höhe beträgt 18 Meter, vom Boden bis zur Decke. Einige renommierte Veranstalter wie DMG und IFP führen im DECC bereits Veranstaltungen durch. Der internationale Flughafen ist 20 Autominuten entfernt, Shopping-Malls und zehn Hotels befinden sich in Laufnähe. Eine Metroanbindung wird gerade gebaut.
Das gegenwärtige Embargo der Nachbarstaaten hat sich unterschiedlich auf die Aktivitäten im DECC ausgewirkt. Einerseits sind Messen durch das Fernbleiben von Ausstellern aus den betreffenden Ländern geschrumpft, stellt Marketing- und Verkaufsdirektor Florent Joncquiert fest. Andererseits hätte die gegenwärtige Situation zu einem Zusammenrücken innerhalb des Emirats und zu einer Besinnung auf eigene Stärken geführt. Es werde versucht, unbesetzte Nischen aufzuspüren. Anfang Oktober fand erstmals die Ausstellung „Made at Home“ statt. Katarische Aussteller und besonders Frauen zeigten Produkte, die sie quasi zu Hause entwickelt hätten. Die Veranstaltung kam sehr gut an, so dass die Macher die nächste Auflage um zwei Tage verlängern möchten. Das freut Florent Joncquiert, der für die Zukunft auch noch „von einer Kunstmesse wie der Art Cologne“ träumt.
Der andere MICE-Hotspot in Doha ist das Qatar National Convention Centre (QNCC). Es wurde auf Initiative der Qatar Foundation errichtet und öffnete seine Türen im Dezember 2011. Die dort stattfinden Tagungen und Kongresse dienen nicht zuletzt den Zielen der Stiftung in drei Feldern: Ausbildung, Wissenschaft und gesellschaftliche Entwicklung. Das QNCC liegt innerhalb des riesigen Campus der Qatar Foundation: neben dem Wissenschafts- und Technologiepark, dem Medizin- und Forschungszentrum und renommierten internationalen Universitäten. Diese enge Verbindung fördert Synergien. 39.000 Quadratmeter flexibel nutzbare Messefläche in bis zu neun Hallen und 52 Meetingräume können im QNCC genutzt werden. Der größte Saal fasst bis zu 4.000 Delegierte. Die 250 Meter lange gläserne Außenfassade verzieren übrigens zwei Sidra-Baumstrukturen. Der Baum gilt als ein kulturelles Symbol Katars, er war früher ein Orientierungspunkt in der Wüste.
Pioneer im
MICE-Geschäft des Emirats ist das 1982 eröffnete, pyramidenartige
Sheraton-Hotel. Es war das erste (von mittlerweile 40) Fünfsternehotels Katar
und hat seitdem bedeutende Konferenzen erlebt – unter anderem diverse Treffen
des Golfkooperationsrates. Viele der 371 Zimmer ermöglichen tolle Blicke
auf Meer und Skyline. Das Sheraton
verfügt über einen großen Ballsaal und Meetingräume, ebenso wie das Westin Doha
Hotel. Dessen Ballsaal wird auch gerne für Hochzeiten genutzt. Wie in anderen
Hotels zeichnen sich die Restaurants durch eine ausgezeichnete internationale
Küche aus. Wie ein kleiner Palast wirkt das Grand Hyatt mit seinen Türmchen. Es
liegt in der West Bay-Lagune und hat einen Park mit Privatstrand. Wer möchte,
kann eine der 91 Villen mieten, die das Hotelzimmerangebot ergänzen. Eine
weitere Ikone ist der „Torch Doha“, mit 300 Metern das höchste Gebäude der
Hauptstadt in Form einer Fackel. Im Herzen von Dohas Sportkomplex, der
„Aspire-Zone“ gelegen, spielen dort Fitness und Gesundheit eine wichtige Rolle.
Fußball-Klubs wie Real Madrid, Manchester United, PSG oder Schalke haben hier
bereits aufgeschlagen (www.visitqatar.qa).
Autor: Peter Borstel
Dieser Beitrag ist erschienen in TFI Heft 4/2017
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