Erst langsam setzt sich in Japan der Trend zu B2B-Messen durch. Trotz dieser noch wenig ausgeprägten Fachmessekultur können Aussteller etwas tun, um japanische Kunden zu gewinnen.
Experte:
Heinz Kuhlmann
Präsident ABC Enterprises Inc.
Tokio
Besucherwerbung
Je
nach Größe der Firma investieren japanische Aussteller viel Geld in
Werbemaßnahmen. Dazu zählen unter anderem Print-Medien, Internet und Verkehrsmittelwerbung.
Außerdem nutzen sie intensiv ihr Netzwerk von Kunden und Kontakten und
verschicken viele Einladungen. Ein wichtiges Kriterium für den Erfolg einer
Messe ist aus Sicht des Veranstalters und der japanischen (weniger der
ausländischen) Aussteller die Besucherzahl – Fachbesucher und allgemeines
Publikum. Diese Besucherzahl wird nicht neutral kontrolliert. Um Gespräche zu
vereinbaren, sollten ausländische Aussteller auf ihrer Webseite auch Optionen
zur Terminvereinbarung anbieten. In diesem Rahmen können Gratiskarten für
Kunden und Besucher verschickt werden.
Standgestaltung
Der
Stand sollte offen und einladend wirken und möglichst wenig geschlossene Räume
für Besprechungen haben. An der Informationstheke sind ausreichend Prospekte in
japanischer Sprache bereitzuhalten. Einige Schilder auf Japanisch wie „Importeur/Geschäftspartner
gesucht“ oder „Messeneuheit“ dienen als Blickfang und erleichtern den
Erstkontakt mit japanischen Besuchern. Neben deutschem/ausländischem
Standpersonal (darunter möglichst Mitarbeiter/innen mit Japanisch-Kenntnissen)
sollten am Stand unbedingt japanische Hostessen/Dolmetscherinnen vertreten sein.
Sie erleichtern den Kontakt und die Kommunikation mit japanischen Besuchern und
können auch bei der Auswertung von Fragebögen und eventuellen Terminabsprachen
für Besuche bei japanischen Firmen helfen.
Besucherinteressen
Was die Messebesucher wollen, ist je nach Person recht
verschieden. Fachleute suchen gezielt nach Informationen und Mustern.
Endverbraucher interessieren sich für neue Produkte. Sie möchten diese Waren kosten
oder testen und möglichst auch als Geschenk oder zu niedrigen Preisen mit nach
Hause nehmen. Japaner und zunehmend auch Ausländer lieben Comics, Manga und
Anime. Auch wenn eine Messe keinen direkten Bezug dazu hat, kommen diese Themen
bei den meisten Besuchern gut an und erwecken Aufmerksamkeit. Auch für das
Ausland interessieren sich viele Besucher. Poster und typische Produkte aus der
Heimat des Ausstellers locken mehr Besucher zum Stand.
Entscheidungsprozesse
Wie bisher gehen überwiegend neue oder untergeordnete
Mitarbeiter auf Messen, um Informationen und Muster zu sammeln, die sie ihren
Vorgesetzten vorlegen. Diese Mitarbeiter haben wenig Geschäfts- und
Messeerfahrung, können nur begrenzt Geschäftsgespräche führen und sind auch
nicht befugt, Aufträge zu erteilen. Allerdings haben japanische Unternehmen
gelernt, dass sie schnellere Entscheidungen treffen müssen. Denn nur so bleiben
sie auf globalen Märkten gegenüber der Konkurrenz aus asiatischen und anderen
Ländern wettbewerbsfähig.
Fettnäpfchen
Es
ist ratsam persönliche und geschäftliche Fragen zu vermeiden, die der Besucher
wahrscheinlich nicht spontan beantworten kann oder will. Auch sollte nie auf klare Antworten gedrängt
werden! Umgekehrt sollten Fragen der Besucher
zufriedenstellend beantworten werden. Hilfreich ist der Hinweis, dass der Aussteller
später gern auf weitere Fragen reagiert und detaillierte Informationen schickt.
Messenachbearbeitung
Eine
gute Nachbearbeitung von Messen ist sehr wichtig, für ausländische Firmen ohne
Vertretung in Japan aber oft sehr mühsam und langwierig. Hilfreich sind
individuelle Mailings in japanischer Sprache. Noch besser wäre es, wenn ausländische
Aussteller nach Ende der Messe nicht gleich abreisen. Sie sollten noch ein paar
Tage in Japan bleiben, um an die Erstkontakte (erhaltene Visitenkarten) anzuknüpfen.
Ebenso könnten sie weiterführende Termine bei einigen Firmen vereinbaren. Dies
lässt sich mit Hilfe von Dolmetschern meistens problemlos arrangieren, und die
meisten japanischen Firmen heißen ausländische Geschäftsbesucher gern
willkommen. Solche Gespräche sind unbedingt mit kompetenten Dolmetschern zu
führen. Dabei kommen die ausländischen Besucher mit der mittleren
Management-Ebene des japanischen Unternehmens in Kontakt. Je mehr Mitarbeiter
daran teilnehmen, desto mehr Interesse besteht!
Heinz Kuhlmann kennt den japanischen Messemarkt seit vier
Jahrzehnten und berät auch ausländische Messeveranstalter und Aussteller.
Dieser Beitrag ist erschienen in TFI Heft 2/2016
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