Wie machen Tablets und Smartphones aus Zuhörern aktive Teilnehmer?

Dröge Vorträge im eintönigen Monologstil bringen jeden Kongress zum Einschlafen und sind hinterher schnell vergessen. Anstatt dass die Zuhörer gelangweilt ihre E-Mails checken, können sie mit ihren Tablets und Smartphones interaktiv einbezogen werden.

Photo: Alexander Stendel
Photo: Alexander Stendel

Experte: Alexander Stendel
Geschäftsführer 
Zweimaleins
Berlin

Vernetzte Präsentationen 

Bei einem Vortrag steht klassischerweise ein Referent vor dem Auditorium und präsentiert Folien. Das geschah früher mit einem Overhead-Projektor, der später vom Beamer abgelöst wurde. Mittlerweile können die Zuhörer zum aktiven Bestandteil des Vortrags werden – das Zauberwort lautet „vernetzte Präsentationen.“ Das Grundprinzip dieses „sozialen Netzwerks in Kleinformat“ lässt sich einfach beschreiben: Der Vortragende hat ein Smartphone oder Tablet, auf dem er die Präsentation sieht und steuert. So kann er zur nächsten Folie springen, Umfragen freischalten und beenden, interaktive Elemente vorführen und bedienen. Die Teilnehmer müssen sich zunächst einloggen. Danach haben sie die Möglichkeit, die Folien auf ihren eigenen mobilen Geräten zu betrachten und an interaktiven Elementen teilzunehmen. Außerdem wird die vernetzte Präsentation klassisch mit einem Beamer projiziert. Videos können ebenfalls auf der großen Leinwand gezeigt werden, ohne dass sie auf alle Endgeräte gestreamt werden.  

Interaktionen einbauen 

Als grobe Faustregel sollte in den Vortrag nach jeweils drei bis fünf Folien eine Interaktion eingebaut werden. Ein Beispiel: Den Teilnehmern wird die Frage gestellt „Aus welchen Regionen Deutschlands kommen Sie?“. Im Anschluss ist eine Deutschlandkarte mit entsprechender statistischer Verteilung nach den jeweiligen Heimatbundesländern zu sehen. Vier Folien weiter könnte der Bezug wieder aufgenommen werden – indem in einer weiteren Karte etwa die Mobilfunkabdeckung in Deutschland gezeigt wird. Dabei kann der Referent nun sein gewonnenes Wissen über die Herkunft der Teilnehmer nutzen und mit der zweiten Karte verknüpfen: „Wir haben ja heute viele aus Bayern hier, bei Ihnen ist die Handyabdeckung sehr gut!“ Zudem kann der Moderator die Interessen der Teilnehmer abklopfen. Die Auswertung des Feedbacks erfolgt sofort und anschaulich visualisiert in Informationsgrafiken. So kann direkt auf die Bedürfnisse des Publikums reagiert werden.  

Zweimaleins-Anwendung beim "Dialog Day" der Deutschen Telekom. (Photo: Zweimaleins)
Zweimaleins-Anwendung beim "Dialog Day" der Deutschen Telekom. (Photo: Zweimaleins)

Unterschiedliche Teilnehmerzahlen 

Je nach Präsentation oder Kongress variiert die Zahl der Teilnehmer. Im kleinen Kreis mit zehn bis 50 Zuhörern sind statistische Auswertungen nicht sinnvoll, da entsprechende Ergebnisse kaum Repräsentativität haben. Vielmehr wäre es besser, individuelle Antworten zu erzeugen. Beim Großkongress mit 3.000 Leuten sieht es wiederum ganz anders aus. Generell gilt: Je größer das Publikum ist, desto sinnvoller erscheinen standardisierte Fragen, aus denen sich Statistiken ermitteln lassen. Allerdings geht es nicht nur um die Zahl der Anwesenden, sondern vor allem auch um den Anteil der Aktiven. Beim „Dialog Day“ der Deutschen Telekom hat eine Zweimaleins-Anwendung rund 75 Prozent der 200 eingeladenen VIP-Kunden zum Mitmachen angeregt – was bei diesen „Hochkarätern“ ein Top-Ergebnis bedeutet.

Diverse Vorteile 

Der Einbezug von Smartphones und Tablets bietet verschiedene Vorteile. Naheliegenderweise wird das Mobiltelefon durch die interaktiven Fragestellungen blockiert. Es kann also nicht zum Mail lesen genutzt werden, was die Aufmerksamkeit für die Präsentation erhöht. Darüber hinaus bleiben die Vortragsinhalte stärker und länger im Bewusstsein der Teilnehmer, da sie aktiv daran mitgewirkt haben – die Lernquote wird somit höher. Ein weiteres Plus ist die räumliche Unabhängigkeit. So können auch Personen und Gruppen außerhalb der eigenen Vortragsmauern in Echtzeit befragt werden, getreu dem Motto: Wie denkt New York über den gleichen Sachverhalt? So etwas macht eine Veranstaltung noch ereignisreicher und spannender.   

Photo: Zweimaleins
Photo: Zweimaleins

Ein paar Einschränkungen 

Grenzen werden den vernetzten Präsentationen allerdings durch die vorhandene Netzabdeckung gesetzt. Auch wird aus einem miserablen Vortrag durch den Einbezug von Smartphones und Tablets keinesfalls ein besserer Vortrag. Und unvorbereitet, ohne Übung, sollte niemand auf das Podium steigen und sich mit internet-gestützten, interaktiven Präsentationsformen versuchen. Schlechte Referenten verzichten besser lieber gleich darauf. Alle anderen können die Wirkung ihres Auftritts bei den Zuhörern erheblich steigern.

 
 

Dieser Beitrag ist erschienen in TFI Heft 3-4/2014

 
 

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