Messebau / Design: Das Produkt wird zum Stand

Um Exponate zu inszenieren, lassen sich Messedesigner gern vom Ausstellungsstück und seinen Eigenschaften selbst inspirieren. Das Prinzip funktioniert immer wieder aufs Neue.

Das Standkonzept von 3A Composites lässt sich für unterschiedlichste Messen und Standgrößen flexibel einsetzen. (Photo: Bluepool)
Das Standkonzept von 3A Composites lässt sich für unterschiedlichste Messen und Standgrößen flexibel einsetzen. (Photo: Bluepool)

Wie lässt sich Messebesuchern eine Vielfalt von Materialien näher bringen? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Team von Bluepool Messen und Events aus Leinfelden-Echterdingen bei der Standkonzeption für 3A Composites. Das Unternehmen ist führender Anbieter von Plattenmaterialien für Messe-, Laden- oder Displaybau. Seinen Messebesuchern möchte 3A Composites unter anderem vermitteln, wie Bilder aus direktem Digitaldruck auf den Platten wirken. Doch statt einfach nur bedruckte Platten auszustellen, machten sich die Bluepool-Mitarbeiter bei einer Schulung durch den Hersteller eingehend mit den Materialien und ihren Eigenschaften vertraut. Daraufhin konstruierten sie aus ihnen die Möbel für den Stand wie etwa Tische und Empfangstheke. Auch haptisch sollten die Besucher die unterschiedlichen Produkte wahrnehmen. Um sie zum Anfassen einzuladen, schufen die Messebauer übergroße Blumen-Skulpturen, die im Zentrum des Standes platziert wurden. Die Blütenblätter bestehen aus den unterschiedlichen Plattenmaterialien. Sie avancierten zum Blickfang und sorgten für ein reges Interesse unter den Messebesuchern.   

Schließlich wollten die Messedesigner dem Auftritt auf der Messe Fespa Digital im Mai 2014 in München auch noch eine gewisse Dynamik verleihen. Deshalb ordneten sie die Bauelemente diagonal zur Längsseite des Standes an. Wichtig war dem Aussteller jedoch auch das Thema Nachhaltigkeit und Wiederverwendbarkeit der Materialien. Die Sonderanfertigungen sowie weitere Teile des Messestands wurden für den modularen Einsatz konstruiert. So lässt sich das Standkonzept auf unterschiedlichsten Messen und Standgrößen flexibel einsetzen. Während es auf der Münchener Messe auf rund 100 Quadratmetern verwirklicht wurde, ist zum Beispiel der Einsatz auf der Viscom in Paris im September 2014 nur halb so groß geplant. „Mit dem durchdachten Konzept und kreativen Ideen konnte Bluepool 3A Composites als neuen Kunden überzeugen“, so der Bluepool-Geschäftsführer Rainer Müller (www.bluepool.de).

Ammann-Alm: Vom Dach hingen weithin sichtbar Textilwürfel mit dem Logo und Himmelsmotiven. (Photo: Wörnlein)
Ammann-Alm: Vom Dach hingen weithin sichtbar Textilwürfel mit dem Logo und Himmelsmotiven. (Photo: Wörnlein)

Das Unsichtbare sichtbar machen heißt das Leitmotiv des aktuellen Messekonzepts der Leoni AG. Ohne die unscheinbaren Drähte, feinen optischen Fasern sowie Bordnetz- oder Kabelsysteme dieses Unternehmens läuft kein Endprodukt von Kunden aus Industrie oder Automotive. Also entwickelte Expotechnik als Full-Service-Anbieter für Markenerlebnisräume im Auftrag von Leoni Ideen, um das Angebot gebührend und wirkungsvoll in Szene zu setzen. Das Expotechnik-Team vergrößerte Querschnitte und aufgefächerte Exponate wie Ladekabel, Drähte oder Leiter für Energie- oder Datenübertragung. Auch kreisrunde Einschnitte in den Wänden sowie runde Podeste erinnerten in ihrer Form an Exponate wie Kabel oder Drähte. In einem schlichten, schwarz-weißen Grafik-Umfeld kamen die Produktinszenierungen bestens und kontrastreich zur Geltung. „Wir bringen das Innenleben der Produkte zum Vorschein. Eine Bildsprache, die auch auf internationaler Ebene funktioniert“, erklärt Alexander D. Soschinski, Group President der Expotechnik Group, das Standkonzept.   

Expotechnik ist ein weltweit agierendes und an vielen Standorten präsentes Unternehmen und betreut Leoni global. Der Auftritt war bereits auf Messen in Deutschland und den USA zu sehen. Weitere Länder Europas sowie Asiens stehen auf dem Plan. In seiner modularen Bauweise kann der Leoni-Stand weltweit auf verschiedensten Flächengrößen erbaut werden. Auch die Fernwirkung kommt nicht zu kurz: sie wird unter anderem durch beleuchtetes dreidimensionales Logo erzielt. Von diesem Konzept konnte indes nicht nur der Aussteller überzeugt werden, sondern auch der renommierte Rat für Formgebung. Er nominierte den Auftritt für den German Design Award 2015. „Wir freuen uns sehr. Durch die Nominierung für den Award haben wir erneut die Möglichkeit, eine der bedeutendsten Auszeichnungen der internationalen Designszene zu gewinnen“, so Alexander D. Soschinski (www.expotechnik.com).

 
 
 
 
Der Rat für Formgebung nominierte den Leonie-Auftritt für den German Design Award 2015. (Photo: Expotechnik)
Der Rat für Formgebung nominierte den Leonie-Auftritt für den German Design Award 2015. (Photo: Expotechnik)

Kunden, Interessenten und Gäste des Maschinenbauers Ammann erhielten vor einigen Wochen eine Messeeinladungskarte. „Auf zur Ammann-Alm“ stand darauf zu lesen – vor der Abbildung eben jener Almhütte. Die Einladung galt für die GaLaBau 2014, die Nürnberger Fachmesse für Urbanes Grün und Freiräume. Dort trafen die Besucher Mitte September tatsächlich auf die dargestellte Blockhütte wie aus den Bergen. Sie war der Blickfang des Messestandes und sorgte mit ihrer rustikalen Holzbauweise für zusätzlichen Zulauf von den Hallengängen. Vor ihr breitete sich eine knapp 200 Quadratmeter große Kunstrasen-Almwiese aus. Künstliche Bäume, Pflanzen-Dekorationen auf der Wiese sowie Blumen in den Kästen vor den Hüttenfenstern bereicherten das alpine Ambiente unter dem Hallendach. Vom Dach hingen weithin sichtbar Textilwürfel mit dem Ammann-Logo sowie Himmels- und Wolkenmotiven herab und erzeugten einen farblichen Kontrast.   

An den Baumstamm-Skulpturen schließlich präsentierten Bildschirme die Neuheiten und bewährten Produkte des Maschinenbauers in multimedialen Einspielungen. Diese Geräte scheinen zunächst einmal recht wenig mit einer Alm zu tun zu haben: Es handelt sich um Anbau- und Hochleistungsverdichter, wie sie vor allem vom Straßen- und Wegebau her bekannt sind. Doch auch bei Landschafts- und Gartenbauten verdichten sie den Boden für Wege und Grünflächen. Und hier schließt sich der Kreis von der Produktschau- zur Standbau-Idee. „Ammann wollte seine Technik in einem Umfeld darstellen, das Lust auf die Arbeit im Grünen macht und einen Bezug zum Firmensitz in der Schweiz herstellt “, erinnert sich Branco Tomic, verantwortlicher Designer und Projektleiter beim Nürnberger Unternehmen Messebau Wörnlein. „Daher kam die Alm ins Spiel.“ Praktischerweise beherbergte die Hütte zudem neben einer Küche und dem Lager auch einen ruhigen, gemütlichen Besprechungsbereich. „Mit Holzboden und Biertischgarnituren schufen wir dort ein richtig zünftiges Ambiente. Das war Hightech-Maschinenbau – mal anders dargestellt“, resümiert Designer Branco Tomic (www.woernlein.de).

 
 

Autor: Jens Kügler

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 5/2014

 
 

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