Messebau / Design: Unter einem Dach vereint

Mehrere Aussteller unter einem einheitlichen Konzept darzustellen ist eine Herausforderung für Messedesigner. Mitunter gestalten sie sogar eine komplette Veranstaltung. 

Bluepool gelang es, den Fokus gezielt auf beide Marken, Rolls-Royce und MTU Friedrichshafen, zu setzen. (Photo: Bluepool)
Bluepool gelang es, den Fokus gezielt auf beide Marken, Rolls-Royce und MTU Friedrichshafen, zu setzen. (Photo: Bluepool)

Zwei Marken – getrennt und doch in erkennbarer Einheit: So erlebten die Besucher Rolls-Royce und MTU Friedrichshafen auf der SMM Hamburg 2018, der Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft. Das Marken-Duo steht für einen führenden Hersteller von Schiffsantriebsmotoren und -systemen. In zwei optisch unterscheidbare Bereiche trennte sich der 380 Quadratmeter große Messestand. Dabei gelang es dem Messebaudienstleister Bluepool aus Leinfelden-Echterdingen, mit klaren Linien den Fokus gezielt auf beide Marken zu setzen. Bereichsübergreifend hingen Medien-Installationen von der Decke herab. Große LED-Monitore zeigten Exponate und Anwendungen, die sich in ihrer vollen Größe kaum in einer Halle ausstellen lassen. „Mit den Installationen bildete unser Standbau ein wesentliches Merkmal des Ausstellers ab: Den Einsatz innovativster Digitaltechnologie bei Schiffsantrieben“, wie Bluepool-Geschäftsführer Frank-Dieter Keinath erläutert. 

Ergänzend zu einem ausgestellten Schiffsmotor erhielten die Besucher Einblicke in dessen Funktionsweise über eine Augmented-Reality-App. Von ihren Tablets konnten sie die Bilder in Echtzeit auf ein LED-Wallelement projizieren. bluepool begleitete dabei die technische Umsetzung des gesamten Augmented Reality Bereiches und setzte so ein einmaliges Augmented Reality Erlebnisses für den Messebesucher um. Ein weiteres elektronisches Element wurde ebenfalls von den Messespezialisten realisiert: Ein bedienbares Brückenpult simulierte die Technik für eine Schiffssteuerung. „Hier konnten sich die Besucher in die Rolle von Kapitän und Steuermann hineinversetzen“, so Frank-Dieter Keinath. „Das rief bei vielen  Besuchern Begeisterung hervor“. Ein Lounge-Bereich mit Sitzkuben und Beistelltischen des innovativen Cube-Systems rundete den Auftritt ab. „Was die Besucher erlebten, war der Eindruck innovativer Technologie bei den Maschinen-Giganten“, resümiert der Bluepool-Geschäftsführer (www.bluepool.de).

Bruns gestaltete für Sourceability vier runde Themen- und Besprechungs-Zonen, die sich durch Vorhänge abgrenzten. (Photo: Bruns)
Bruns gestaltete für Sourceability vier runde Themen- und Besprechungs-Zonen, die sich durch Vorhänge abgrenzten. (Photo: Bruns)

Ein Unternehmensverbund, vier verschiedene Dienstleistungsbereiche: So präsentierte sich der US-basierte Aussteller Sourceability auf der Elektronik-Weltleitmesse electronica 2018 in München. Runde Formen dominierten den Standbau, abgeleitet von den kreisförmigen Logos der vier Marken. „Da wir die Logos und Grafiken zudem mit Bühnenbildern assoziieren konnten, leiteten wir daraus die Standbau-Idee für das Motto des Auftrittes ab. Es hieß Vorhang auf für Kommunikation“, erinnert sich Julius Kügler von Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung aus München. „Wir gestalteten vier runde Themen- und Besprechungs-Zonen, die sich durch Vorhänge voneinander und den Stand vom Gang abgrenzten. So wurde der Vorhang zur Architektur“, so der Designer und Geschäftsführer weiter. 

Bruns war für Design, Planung und Bau des rund 200 Quadratmeter großen Blockstandes verantwortlich. Vor den Vorhängen empfing die Besucher ein offener Bereich mit Stehtischen für erste kurze Gespräche. Die kunstvollen Kettenvorhänge erlaubten schemenhafte Einblicke in das Innere des Standes: Sie luden zum Betreten der vier runden Themenzonen über einen trichterartigen Zugang ein. Bei der Kernmarke Sourceability informierten sich die Besucher über die Beschaffung und Distribution elektronischer Bauteile. Die zweite Marke Sourcengine bietet hierfür eine E-Commerce-Lösung. Bei Surcle informierten sich die Besucher über eine Crowd-Plattform für Ingenieure in der Branche. In Zone vier präsentierte die Marke The Burn-In eine weltweite Content-Community für Technikinteressierte. Weiterführende Gespräche konnten in zwei Meeting-Räumen geführt werden. Zu entspannten Drinks lud eine Bar ein. Am Ende schloss sich der Kreis für die Besucher sprichwörtlich. Sie nahmen vier unterschiedlich spezialisierte Angebote wahr und wussten doch: Hier erhalten sie alles aus einer Hand (www.bruns-messebau.de).

Mittelstandsforum von All For One Steeb: Messebau Süd unterteilte die Donauhalle in zehn WorkshopBereiche. (Photo: Messebau Süd)
Mittelstandsforum von All For One Steeb: Messebau Süd unterteilte die Donauhalle in zehn WorkshopBereiche. (Photo: Messebau Süd)

Wie reagieren Unternehmen, die mit ihrer ursprünglichen Messe unzufrieden werden? Für den Aussteller All For One Steeb heißt die Lösung: eine eigene Messe veranstalten. Statt sich an der Cebit in Hannover zu beteiligen, organisierte das Unternehmen aus Ulm im November 2018 bereits zum dritten Mal seine Hausmesse. Ihr Name: Mittelstandsforum. Der Ort: Die Donauhalle auf dem Ulmer Messegelände und das benachbarte Hotel Lago. Das Thema der Messe hieß Digitalisierung. Mit der Ausführung beauftragte der Aussteller das Unternehmen Messebau Süd, ebenfalls aus Ulm. „Eine Veranstaltung der kurzen Wege“, erinnert sich Messebau-Süd-Geschäftsführerin Petra Hospes-Weber. Sie und ihr Team unterteilten die Donauhalle in zehn Workshop-Bereiche. Unter Schrifttafeln wie Digital Workspace, Customer Experience oder Lagerlogistik fanden die Besucher den Weg in ihre Fachbereiche. Dort wurden sie durch Referenten in die Produkt- und Lösungswelten eingeführt. 

Um die Workshops ohne gegenseitige Störungen abhalten zu können, verfolgten die Besucher ihre gewünschten Inhalte über Funk-Headsets. So konnten sie auch frei von Workshop zu Workshop wandeln. Sie wählten einfach den entsprechenden Funkkanal. Die gesamte Halle sollte ins Corporate Design des Ausstellers eingetaucht erscheinen. Die Messebauer griffen in die Trickkiste: Sie leuchteten die Halle dezent mit LEDs in der Firmenfarbe Pink aus. Ganz im Firmenlook erstrahlten auch die Trennwände der Workshop-Räume. Mit textilen Grafiken bespannt und beschriftet, boten sie den Besuchern Orientierung. In der Mitte befanden sich vier Themeninseln, auf denen konkrete Anwendungen aufgebaut waren. Eine Bühne, zwei Bars und Kommunikationstische rundeten das Interieur ab. „Die eigene Messe hat einen enormen Vorteil“, so Petra Hospes-Weber: „Alle Aufmerksamkeit gehört dem Aussteller allein“ (www.messebau-sued.de).

Autor: Jens Kügler

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 1/2019

 
 

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