Messelogistik: Grüne Gedanken transportieren

Als einen der Hauptschwerpunkte für die Zukunft hat die International Exhibition Logistics Association (IELA) die Nachhaltigkeit identifiziert – und zum Fokusthema 2019 erhoben.

Reduktion von CO2-Emmissionen: Durch größere Hänger werden für das gleiche Frachtvolumen weniger Fahrten gebraucht. (Photo: Ceva Showfreight (UK))
Reduktion von CO2-Emmissionen: Durch größere Hänger werden für das gleiche Frachtvolumen weniger Fahrten gebraucht. (Photo: Ceva Showfreight (UK))

In der Messelogistik hat der Nachhaltigkeitsgedanke verschiedene Dimensionen. Tangiert werden die Transportplanung, Frachtbewegungen, das Materialmanagement, der verantwortliche Einkauf, Gebäude, genauso wie  Energie- und Fahrzeugeffizienz. Dies öffnet die Tür zu einer breiten Palette von neuen Dienstleistungen und Anwendungen. Sie dienen der Umsetzung umweltfreundlicher Strategien entlang der Messe-Wertschöpfungskette. Dahinter steckt das Ziel, gemeinsam ökologische, soziale und ökonomische Praktiken bei Planung und Abläufen zu integrieren. „Erfolg beim Umweltschutz lässt sich durch unterschiedliche Herangehensweisen erreichen“, betont Elizabeth Niehaus, Executive Officer bei der IELA. „Sei es durch Optimierung der Logistik, Reduzieren des Carbon-Fußabdrucks oder einfach durch Kooperationen, um innovativ zu sein.“ Im Zentrum der Logistik stünden vorrangig die Verlässlichkeit der Dienstleistung, Qualitätsstandards und die Umsetzung. „Unsere Mitglieder legen bei ihrer Arbeit stets Wert auf Sorgfalt und Sicherheit für Aussteller und Exponate“, so Niehaus. Des Weiteren sind grüne Aktivitäten oftmals unabdingbar.

Die Schweizer Messeexperten von Sempex haben ihre Sofware Smartlog entwickelt. (Photo: Sempex)
Die Schweizer Messeexperten von Sempex haben ihre Sofware Smartlog entwickelt. (Photo: Sempex)

Manche Betreiber von Veranstaltungsstätten und Veranstalter fordern bereits umweltschonendes Equipment auf dem Gelände, haben entsprechende Richtlinien auf den Weg gebracht. Nachhaltige und ökologische Faktoren spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Ernennung offizieller Transporteure geht. In einigen Fällen sind sie für die Spediteure sogar ein unschlagbares Verkaufsargument. Unter den IELA-Mitgliedern gibt es prominente Beispiele, wo ökologische Anstrengungen auch gleichzeitig als Vertriebsargument genutzt werden. „Die ökologisch-nachhaltige Logistik ist fest in unserer Unternehmensvision verankert“, formuliert Sharon Robinson. „Wir glauben sehr stark an den Faktor Sensibilisierung, um die Verantwortlichkeit innerhalb der Arbeitskultur zu steigern“, argumentiert die Geschäftsführerin von Ceva Showfreight (UK). „Das erhöht den Wert von Trainingsstandards und Schulungsprogrammen mit Bezug zu ökologischen Aspekten“, verweist sie exemplarisch auf die Themen Abfall-Management, Verkehrssicherheit, Energieeinsparung oder sichere und Treibstoff-sparende Fahrtechnologien. „Wir haben etwa unsere Kapazitäten um 16 Prozent erhöhen können“, freut sich Robinson. „Bei gleichzeitiger Reduktion von CO2-Emmissionen.“ Das funktioniert durch größere Hänger, durch die für das gleiche Frachtvolumen weniger Fahrten gebraucht werden. 

“Die ökologisch-nachhaltige Logistik ist fest in unserer Unternehmensvision verankert”, sagt Sharon Robinson. (Photo: Ceva Showfreight (UK))
“Die ökologisch-nachhaltige Logistik ist fest in unserer Unternehmensvision verankert”, sagt Sharon Robinson. (Photo: Ceva Showfreight (UK))

Ceva hat sein Umweltmanagement durch ISO-Zertifizierungen gestärkt. Auch andere IELA-Mitglieder sind hier aktiv geworden, darunter Clamageran Expositions. Die französischen Logistiker betreiben seit 2015 ein Nachhaltigkeits-Management-System, das die ISO-Norm 20121:2012 erfüllt. „Wir haben uns für die Zertifizierung entschieden, damit wir das Wohlfühlbefinden unseres Personals verbessern“, berichtet Lucien Lawson. Zu den weiteren Gründen gehören die Kostenkontrolle, Umweltauswirkungen und eine Stärkung der Beziehungen zu Veranstaltern. „Die Schlüsselprioritäten sind ein verantwortungsvoller Einkauf, optimiertes Abfallmanagement und ein verkleinerter Carbon-Fußabdruck“, zählt der Direktor von Clamageran Expositions auf. „Für die Umsetzung haben wir einen Aktionsplan entwickelt.“ Dieser Plan sieht die Weiterentwicklung von Dienstleistungen und die Erhöhung der ökologischen Fähigkeiten der Mitarbeiter vor. „Auch werden Feinstaub-emittierende Gabelstapler schrittweise ersetzt“, nennt Lawson ein Beispiel.

„Effektivere Nutzung von Ausrüstung und Personal trägt konsequenterweise zum Umweltschutz bei”, argumentiert Christoph Fritsch. (Photo: Sempex)
„Effektivere Nutzung von Ausrüstung und Personal trägt konsequenterweise zum Umweltschutz bei”, argumentiert Christoph Fritsch. (Photo: Sempex)

Einerseits, so die IELA, müssen bewährte Geschäftsaktivitäten überdacht werden. Darüber hinaus ist Vorausplanung gefragt. Die Schweizer Messeexperten von Sempex haben ihre Software Smartlog entwickelt, die alle veranstaltungsrelevanten Prozesse digital abbildet. Gleichzeitig hilft das Logistik-Tool allen beteiligten Partnern, die jeweiligen Aufgaben effizienter zu erfüllen. „Kostendruck, steigende Kundenanforderungen, Digitalisierung in der Branche und zunehmendes umweltbezogenes Bewusstsein zwingen Unternehmen, auf diese Kundenbedürfnisse zu reagieren“, beobachtet Sempex-Geschäftsführer Christoph Fritsch. „Transparenz und verbesserte Verfügbarkeit von Informationen führen zu besseren Planungen und einer effektiveren Nutzung von Ausrüstung und Personal“, erklärt er. „Das trägt konsequenterweise zum Umweltschutz bei.“ Eines der verschiedenen Module der Software ist das Fahrzeugmanagement, das ein Slot-Buchungssystem enthält. Dafür müssen alle Transporte von und zur Messe vorab registriert werden. So werden Wartezeiten reduziert und die Ressourcen optimal eingesetzt. „In der Folge führt dies zu CO2-Verminderungen“, hebt Christoph Fritsch hervor. „Gerade in Zeiten des Klimawandels, der unsere Gesellschaft wie kein anderes Ereignis beeinflusst, müssen alle Parteien ihren Lösungsbeitrag leisten.“

Die IELA unternimmt bei ihren Veranstaltungen nachhaltige Anstrengungen. (Photo: IELA)
Die IELA unternimmt bei ihren Veranstaltungen nachhaltige Anstrengungen. (Photo: IELA)

Und auch die IELA selbst geht mit gutem Beispiel voran und unternimmt bei ihren jährlichen Veranstaltungen nachhaltige Anstrengungen. Dazu gehören unter anderem die Auswahl der Tagungsstätte, das Essen, Abfallvermeidung oder die Werbematerialien. Dies geschieht getreu dem Motto „Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln“ und beinhaltet eine Vorbildfunktion wo immer es möglich ist: wie beim Einsatz von recycelten Materialien oder dem Sammeln der Namenschilder. Dabei wird die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten in der Branche gefördert. So sollen gemeinsam mit Veranstaltern, Ausstellern, Geländebetreibern, Verbänden und Partnern die besten Lösungen und Ablaufprozesse gefunden werden. Das Kernthema Nachhaltigkeit wird auf dem neuen Vorzeige-Event des internationalen Messelogistik-Verbandes „IELA Connect“ diskutiert werden – am 14. Oktober in Marrakesch. Dann werden auch die neuen IELA-Nachhaltigkeitsrichtlinien vorgestellt (www.iela.org).

Clamageran betreibt seit dem Jahr 2015 ein Nachhaltigkeits-System, das die ISO-Norm 20121:2012 erfüllt. (Photo: Clamageran)
Clamageran betreibt seit dem Jahr 2015 ein Nachhaltigkeits-System, das die ISO-Norm 20121:2012 erfüllt. (Photo: Clamageran)

Autor: Peter Borstel

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 2/2019

 
 

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