Im Jahr 2020 finden die Olympischen Spiele in Tokio statt. Viele bestehende und neue Bauwerke werden dafür genutzt. Das könnte sich dramatisch auf die Messeszene auswirken.
Das führende japanische Messegelände, Tokyo Big Sight, ist als Olympia-Medienzentrum vorgesehen, es würde fast zwei Jahre nicht für Messen zur Verfügung stehen. Auch die Makuhari Messe soll Teil der Spiele werden. „Dies bedeutet ein großes Problem für die japanische Messewirtschaft“, sagt Tadao Ishizumi, Präsident von Reed Exhibitions Japan und Vorsitzender der Japan Exhibitions Association.Die Folgen wären drastisch: Hohe Verluste für über 1.000 Dienstleister würden entstehen, laut Untersuchung fast zwei Milliarden Euro – Messeveranstalter und Geländebetreiber sind da noch nicht einmal inbegriffen. 78.000 Firmen, die meisten davon klein- oder mittelständisch, könnten nicht ausstellen und verlieren ein riesiges potenzielles Einkommen. Es käme zur Stagnation im Wachstum vieler Industriebranchen. Japan verlöre an Image und Wettbewerbsstärke vor allem in der asiatischen Messewirtschaft. Aussteller würden teils dauerhaft an andere Messeplätze wechseln.
„Seit Jahresbeginn haben wir darüber unter den Mitgliedern unseres Verbandes, Messedienstleistern und Ausstellern diskutiert“, berichtet Tadao Ishizumi. Es wurde eine Umfrage gestartet und um Unterstützung gebeten. Mit Erfolg, denn im Januar 2017 gab es 80.000 positive Rückmeldungen, mittlerweile sind es bereits 150.000. Aufgrund der Resonanz wurde eine Petition an Yuriko Koike, die Gouverneurin von Tokio, übergeben. „Leider haben wir bislang keine Antwort erhalten“, beklagt Ishizumi. „Es scheint, als sei die Entscheidung bereits gefallen“, fürchtet er. „Wir führen unsere Anstrengungen mit zusätzlichen Aktivitäten weiter. Im Namen der maßgeblichen Akteure wurde ein „offizielles Statement“ verfasst, das im September in der japanischen Presse veröffentlicht wurde. Es handelte sich dabei um eine ganzseitige Anzeige in der größten Wirtschaftszeitung des Landes, Nihon Keizai, die millionenfach gelesen wird.
Darüber
hinaus gäbe es möglicherweise andere Optionen – etwa den Bau eines temporären
Ausstellungszentrums in der Größe von Big Sight (rund 100.000 Quadratmeter) in
Tokio. Eine solche Anlage könnte innerhalb von zwei Jahren errichtet werden und
würde zehn bis 20 Milliarden Yen kosten. In Anbetracht, dass der geschätzte
finanzielle Olympia-Verlust zwei Billionen Yen betragen könnte, erscheint eine
solche Investition angemessen. Der Bau eines Medienzentrums für die Olympischen
Spiele an einem anderen Ort in Tokio wäre ebenfalls denkbar. Dies würde auch
die hohen Kosten sparen, die für die Restaurierung von Big Sight als
Messezentrum anfallen werden. „Wir wünschen den Olympischen Spielen den größten
denkbaren Erfolg“, hebt Tadao Ishizumi hervor. „Wir müssen jedoch die erwarteten
Verluste vermeiden, die der Messewirtschaft, Dienstleistern, Hotels, Restaurants
und Geschäften entstehen.“
Autor: Heinz Kuhlmann
Heinz Kuhlmann ist Präsident von ABC Enterprises in Tokio und seit vier Jahrzehnten in der japanischen Messewirtschaft aktiv.
Dieser Beitrag ist erschienen in TFI Heft 3/2017
Heinz Kuhlmann im Gespräch mit Tadao Ishizumi, Präsident von Reed Exhibitions Japan und Vorsitzender der Japan Exhibitions Association, über die japanische Messewirtschaft.
Heinz Kuhlmann: Viele
ausländische Firmen tätigen ihre Geschäfte stärker in anderen asiatischen
Ländern als in Japan. Wie sehen Sie das?
Tadao
Ishizumi: Ich stimme zu und frage mich, warum Aussteller und Einkäufer aus dem
Ausland nur widerwillig an japanischen Messen teilnehmen. Schließlich ist Japan
eine führende Volkswirtschaft, die viel zu bieten hat.
Kuhlmann: Hauptgrund bei
den nicht-asiatischen Unternehmen sind nicht die hohen Kosten. sondern eine
fehlende B2B-Orientierung, Messebesucher, die Broschüren sammeln und Hostessen
fotografieren, ein schwieriges Follow-up und sprachliche Hindernisse…
Ishizumi:
Ja, in der Tat, das sind Haupthindernisse und hier muss noch vieles getan
werden.
Kuhlmann: Dank der
kontinuierlichen Anstrengungen von Reed – oft
gegen den Widerstand von Verbänden und Firmen gibt es da Bewegung…
Ishizumi:
Ja, in der letzten Dekade hat es bemerkenswerte Fortschritte gegeben.
Heutzutage sind viele japanische Messen stärker B2B-orientiert, obwohl nach wie
vor bei Konsumgütermessen auch Publikum zugelassen wird.
Kuhlmann: Was sagen Unternehmen aus Japan?
Ishizumi:
Viele japanische Firmen sind inzwischen der
Meinung, dass der Fokus auf dem Geschäft und nicht auf PR oder Entertainment
liegen sollte.
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