Russland: Ratings für die Fachmessen

In Russland gibt es ein Bewertungssystem für Messen. Das sorgt für mehr Fairness und Transparenz, hebt die führende russische Messegesellschaft Expocentre hervor.

Berücksichtigung finden alle zertifizierten Messen der letzten zwei Jahre. (Photo: Expocentre)
Berücksichtigung finden alle zertifizierten Messen der letzten zwei Jahre. (Photo: Expocentre)

Im Finanzsektor zeigen Ratings die Bonität von Schuldnern. Namen wie Standard & Poor‘s, Moody‘s und Fitch sind mittlerweile fast jedem Fernsehzuschauer ein Begriff. Das Ratingsystem in der russischen Messewirtschaft unterscheidet sich allerdings davon, baut es doch auf anderen Grundpfeilern auf: „Kreditratingagenturen entwickeln ihre Bewertungen auf der Basis von Prognosen“, erläutert Andrey Zhukovsky. „Mit schwankender Treffgenauigkeit“, wie der stellvertretende Generaldirektor bei Expocentre in Moskau hinzufügt. Oder noch deutlicher formuliert: „Diese Ratings sind nicht zuverlässig genug“, verweist er auf die internationale Finanzkrise der letzten Jahre. Denn trotz Top-Bewertungen seien Banken und Unternehmen pleite gegangen. Dagegen basiert das russische Messe-Ratingsystem „auf wahren und präzisen Daten, die von angesehenen Prüfern gesammelt wurden“, betont Zhukovsky, der auch Vorsitzender des Marktforschungsausschusses beim Messeverband Russian Union of Exhibitions & Fairs (RUEF) ist. 

Initiiert wurden die Messebewertungen von der Russischen Industrie- und Handelskammer und von der RUEF. Mit der Durchführung ist die Prüforganisation RussCom IT Systems beauftragt worden. „Erfasst werden Messen, die von einheimischen oder ausländischen Veranstaltern in Russland ausgerichtet wurden“, erklärt Andrey Zhukovsky. „Dabei geht es um Veranstaltungen, die sich ganz oder teilweise dem B2B-Bereich widmen.“ Ein unabhängiger Prüfer muss die Statistiken dieser Messen testiert haben: Nettofläche, Aussteller- und (Fach)Besucherzahl und die Zahl der teilnehmenden Länder sind zu zertifizieren. Diese vier Kriterien bilden auch den Rahmen für die Kategorien des Rating-Systems. Ist eine Messe in einem Bereich die Nummer eins, erhält sie den Titel: „Größte russische branchenbezogene Messe in einer Kategorie im untersuchten Zeitraum“ – aktuell 2011-2012. Liegt sie gar bei allen Kriterien vorn, wird sie als beste Branchenmesse in allen Klassen gelistet. Diese Auszeichnungen werten das Prestige einer Veranstaltung weiter erheblich auf.

„Das Messe-Ratingsystem basiert auf Daten, die von angesehenen Prüfern gesammelt wurden”, sagt Andrey Zhukovsky. (Photo: Expocentre)
„Das Messe-Ratingsystem basiert auf Daten, die von angesehenen Prüfern gesammelt wurden”, sagt Andrey Zhukovsky. (Photo: Expocentre)

Sobald eine Veranstaltungsstatistik geprüft wurde, wird sie in das Rating-System einbezogen. „Die Ratings werden zu Beginn eines jeden Kalenderjahres gebildet“, erläutert Andrey Zhukovsky. „Berücksichtigung finden alle zertifizierten Messen der letzten zwei Jahre – unterteilt in 51 verschiedene Branchen und Themen.“ Durch das Bewertungsschema sollen alle Unternehmer und Geschäftsleute mit einfachen, klaren und verlässlichen Daten versorgt werden. So können sie ihre Beteiligungen entsprechend ihrer Marketingziele auswählen. Denn: „Leider gibt es in Russland immer noch unfairen Wettbewerb“, argumentiert Zhukovsky. „In unserem Land finden annähernd 2.000 Messen statt“, so seine Analyse. „Dazu zählen auch Messen von Veranstaltern, die Daten verkünden, die nichts mit der Realität zu tun haben.“ Aufgrund solcher falscher Angaben würden sich manche Firmen für zweit- oder drittklassige Messen entscheiden. „Darunter leiden die wirklich wichtigen Messen und die Wirtschaft des Landes.“ Die Ratings für Messen unter der Aufsicht von Russischer Handelskammer und der RUEF sorgten hier für mehr Aufklärung (www.expocentr.ru).

 
 
 
 

Top-Ereignis für die Lebensmittelverarbeitung

Diverse Messen der führenden Messegesellschaft Russlands, Expocentre, sind die nationale Nummer eins und daher im Rating entsprechend vorne. Zu den Top bewerteten Veranstaltungen zählt die seit 1996 ausgetragene Agroprodmash. Sie ist die bedeutendste russische Plattform für Lebensmittelverarbeitung und gleichzeitig auch die wichtigste Branchenschau für die GUS-Staaten. Ihre 18. Ausgabe findet vom 7. bis 11. Oktober 2013 wieder auf dem Messegelände von Expocentre in Moskau statt. Präsentiert werden unter anderem Maschinen, Ausrüstung und Zutaten für die Milchwirtschaft, die Fleischindustrie, das Backgewerbe oder die Getreideverarbeitung. Gleichzeitig widmet sich die Agroprodmash auch Themenfeldern wie der Konservierung für die Lagerung und den Transport von Lebensmitteln. Unter den gezeigten Exponaten befinden sich wie in jedem Jahr zahlreiche Branchenneuheiten. Der Ereignischarakter und die Möglichkeit, Geschäftskontakte zu knüpfen oder zu vertiefen, kommt an: Im Vorjahr trafen sich 670 Aussteller aus 34 Ländern und rund 25.000 Fachleute aus aller Welt.

Agroprodmash (Photo: Expocentre)
Agroprodmash (Photo: Expocentre)

Insgesamt belegte die Agroprodmash eine Ausstellungsfläche von annähernd 55.000 Quadratmeter. Auch in diesem Jahr steht die Messe unter ziemlich günstigen Vorzeichen. Das hängt mit vergleichsweise guten ökonomischen Daten in Russland zusammen, vor allem aber mit der starken Dynamik innerhalb der Branche. Der russische Lebensmittelsektor hat ein aktuelles Volumen von rund 55 Milliarden Euro und entwickelt sich äußerst rasant. Sein jährliches Wachstum betrug in jüngerer Vergangenheit mehr als zehn Prozent (www.agroprodmash-expo.ru).

 
 

Autor: Peter Borstel

Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 2/2013

 
 

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