Nicht jedes Produkt offenbart seinen Kundennutzen, wenn es ausgestellt und demonstriert wird. Messeplaner kreieren dafür Themenwelten um Marke oder Endprodukt.
Präzision an der Schnittstelle – so lautet der Claim der Firma Wikus aus Spangenberg. Wikus ist Europas größter Sägebandhersteller und einer der Weltmarktführer im Bereich Metallsägen. Den Claim haben die Messeplaner von Unicblue aus Gelsenkirchen in den Fokus ihres modularen Standentwurfes gerückt. Erbaut wurde der Auftritt erstmals für die Weltleitmesse der Metallbearbeitung EMO 2017 in Hannover. „Der Stand erschien wie ein Werkstück, das mit einem Sägeband von Wikus durchtrennt wird“, erläutert Christian Poell, Vertriebsleiter bei Unicblue, die gestalterische Idee. Den Schnitt symbolisierte unter anderem ein schmaler Mittel-Bereich mit schwarzem Bodenbelag und schwarzer Rückwand. Er teilte den Stand, denn links davon befand sich ein geräumiger Ausstellungsbereich und rechts ein großzügiges Kommunikations-Areal mit Bewirtung. Links, im Produktbereich, dominierten schlichte Grautöne von Wand und Boden sowie eine kaltweiße Beleuchtung.
In diesem Umfeld hoben sich die Produkttische in Schwarz und Blau deutlich hervor. Hier konnten die neuesten Sägeblätter unter Glas betrachtet und aus Schubladen auch in die Hand genommen werden. Der Bewirtungs- und Kommunikationsbereich rechts war hingegen bewusst in warmen Farb- und Lichttönen gehalten. Zum einladenden Ambiente trug ein Laminatboden in Eichenoptik bei. „Licht und Bodenbeläge setzen bewusst die unterschiedlichen Raum-Akzente“, so Creative Director Daniel Filipe. Der schmale Trenn-Gang in der Mitte kommunizierte noch auf andere Weise den Claim: Mit drei kleinen Bürotischen versehen, diente er als Bereich zur Express-Beratung. Somit bildete dieser Teil des Standes gleichsam die Schnittstelle zwischen den Produkten und der Kommunikation, und somit dem Kundenkontakt (www.unicblue.com).
Rohglas bildet kein spannendes Exponat fürs Auge. Hier ist die Kreativität von Messeentwicklern gefragt: Wie lassen sich optische Gläser packend inszenieren? Das japanische Unternehmen Ohara ist führender Hersteller von Rohglas für Produkte wie Linsen oder Spiegel. Auf Messen tritt das Unternehmen meist ohne Exponate auf. Trotzdem zieht es das Publikum in seinen Bann. Seit zwölf Jahren sorgt die Wiesbadener Messebaufirma Isinger und Merz für beeindruckende Auftritte. Ein neuer Entwurf feierte auf der Laser – World of Photonics 2017 in München Premiere. Hierfür modellierte der Designer Dieter Kirchhoff einen Standbau, der zum Eyecatcher wurde. Schon von weitem erblickten die Besucher seine farbstarken Wänden und Säulen. Eine Cross-Media-Agentur schuf dazu eine spektakuläre 3D-Show. Sie veranschaulichte die Produktion und Verarbeitung der Gläser. „Auf ganzen 48 Quadratmetern begeisterte der Stand das Publikum“, wie sich Marketingleiter Jens Gliedstein von Isinger und Merz erinnert. „Er war ein Ausrufezeichen für die Branchenmesse.“
Für den Aussteller zählt ein weiterer Faktor: Nachhaltigkeit. Als erster Anbieter hatte Ohara konsequent auf Öko-Gläser umgestellt. Um auch die Messeauftritte umweltgerecht durchzuführen, setzt Ohara auf das modulare Baukastensystem Isidesign von Isinger und Merz. Es ist langlebig, wiederverwertbar, robust, attraktiv im Finish und in kürzester Zeit aufzubauen. In Puncto Nachhaltigkeit liegen Aussteller und Messebauer auf derselben Wellenlänge. 2017 wurde Isinger und Merz vom Messebau-Fachverband FAMAB als Sustainable Company, nachhaltiges Unternehmen, zertifiziert. Die Auszeichnung reicht weit über ressourcenschonende Messebauten hinaus. Als vorbildlich bewertet wurde auch die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Kunden, Partnern und Mitarbeitern (www.isinger-merz.de).
Kettensägen verarbeiten Baumstämme zu Baumaterial. Die Idee des Ausstellers Prinz und des beauftragten Unternehmens MDS Messebau lag auf der Hand: Statt alleine die Geräte zur Holzverarbeitung darzustellen, gestalteten sie ihren Auftritt mit dem Ausgangs- und dem Endprodukt. Die Firma Prinz aus Loosdorf in Österreich zählt zu den führenden Anbietern von Sägemaschinen, Technik und Zubehör. Auf der Fachmesse Ligna 2017 in Hannover umgab sie ihre neuesten Maschinen und Geräte mit Holz. Und zwar so, wie es vor und nach der Verarbeitung aussieht. Bedruckte Textilien mit Waldmotiven umhüllten den Stand an zwei Seiten als Wände. Auf einem der ausgestellten Geräte lag sägebereit ein Stück eines echten Baumstamms. Wände mit der Optik gestapelter Bretter trennten Lager, Küche und Lounge vom Exponat-Bereich ab. Die Lounge schließlich schmückten Möbel aus hölzernen Europaletten mit dunkelbraunen Polstern und gläsernen Tischplatten. Ein Holzboden rundete das Lounge-Ensemble ab.
„Auf diese Weise hat unser Standentwurf nicht nur den Bogen vom Wald über die Holzverarbeitung bis zum Holzprodukt geschlagen“, wie Vanessa Niemann erläutert. „Er hob sich mit seinem angenehm-gemütlichen Ambiente aus Holz und Wald deutlich aus einem eher technisch-nüchternen Umfeld ab“, so die Marketingleiterin von MDS Messebau aus Buchholz in der Nordheide. Außerdem bot der Standbau auch materielle Vorteile im wahrsten Sinn des Wortes: Er ließ sich mit geringem Aufwand an Zeit und Personal und wenig Einsatz an Bauelementen errichten. Im Wesentlichen kombinierte er Systembau-Elemente mit großzügigen Grafiken. Seine vorherrschende Holz-Optik sowie die Hölzer und Paletten als dekorative Möbel verliehen ihm einen absolut individuellen Touch (www.mdsmessebau.de).
Autor: Jens Kügler
Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 3/2017
Bei Facebook, Twitter oder Google+ weiterempfehlen:
TFI - Trade Fairs International - Das Wirtschaftsmagazin für Messen und Events.
© 2006 - 2024 by TFI-Verlagsgesellschaft mbH. Alle Rechte vorbehalten. Für die Inhalte externer Links und fremder Inhalte übernimmt die TFI-Verlagsgesellschaft mbH keine Verantwortung.
Dass Dinge nicht wie vorgesehen klappen, gehört zum Eventleben dazu.
Klassisch findet Networking bei realen Events statt. Doch es geht auch online, allerdings ein wenig anders. Veranstaltern bieten sich diverse Möglichkeiten.
Über einen erfolgreichen Auftritt entscheiden nicht nur neue Produkte und ein durchdachtes Stand-Design. Wichtig sind auch viele weitere Faktoren, die Messeplaner nicht immer im Blick haben.