Ob Bauten in Exponatform, virtuell begehbare Objekte oder die Umkehr der Raumaufteilung: Bei manchen Standentwürfen inszenieren die Räume sich selbst.
Am Stand von Premium Aerotec auf der Luftfahrtmesse ILA 2016 im Juni in Berlin fühlten sich die Besucher so, als würden sie gerade ein Flugzeug betreten. Der Luftfahrtzulieferer ist auf die Entwicklung und die Herstellung großer und komplex geformter Flugzeugbauteile aus Aluminium, Titan und Kohlenstofffaserverbundstoffen spezialisiert. Im Eingangsbereich erinnerten daher hintereinander gestaffelte Rundbauten an Rumpf- und Strukturkomponenten von Flugzeugen. Auch die gewölbten Banner im Deckenbereich symbolisierten einen Flugzeugrumpf. Sie führten den Besucher direkt ins Thema Luftfahrt ein. In den Nischen zwischen diesen stilisierten Spanten konnten sich die Besucher einige Produkte von Premium Aerotec wie etwa Aluminium-Verbundteile, CFK-Bauteile und 3D-gedruckte Teile aus Titan ansehen.
Wurden Gespräche vertieft, gelangten die Besucher in den Besprechungsraum in der Standmitte, der wie die Kabine oder das Cockpit eines Flugzeugs wirkte. Auch hier bestimmten runde Strukturen das Bild. Und wie in der Steuerkapsel eines Flugzeugs vermittelten große Fenster so etwas wie Fernblick. „Wurde die gewölbte Rückwand der Kabine medial bespielt, hatte der Besucher das Gefühl, sich in einem Flugobjekt zu befinden und den Blick zum Horizont zu richten“, betont Christian Flörs, Kreativdirektor für dreidimensionale Markenkommunikation bei Bruns Messebau aus München. Zudem herrschte auf dem gesamten Messestand eine Lichtstimmung, die an die Beleuchtung in einem Flugzeug erinnerte und somit eine emotionale Verbindung zum Thema Luftfahrt schaffte: Die Lichtfarbe wechselte von blau über violett mit verschiedenen Weißanteilen. Fast alle Bauteile wurden ganz individuell für diesen Aussteller hergestellt. Die Bruns Messe- und Ausstellungsgestaltung GmbH entwarf und realisierte den Messestand, der auf über 100 Quadratmetern Standfläche den Besucher auf eine Reise in die Welt der Luftfahrt entführte (www.bruns-messebau.de).
Vom Messestand zur crossmedialen Erlebniswelt: Auf der Co-Reach im Juni 2016 in Nürnberg demonstrierte Holtmann, wie sich Mehrwerte aus Messeauftritten herausholen lassen. Mit zwei Ständen waren der Messebauer aus Langenhagen und sein Tochterunternehmen Mesomondo auf der Messe für Dialogmarketing vertreten. Die crossmediale Erlebniswelt bestand vor allem aus Virtual-Reality-Brillen. Mit ihnen durchschritten die Besucher beispielsweise eine Turbine oder folgten dem Lauf von Kühlleitungen in einem Hotel. Sie begingen damit potenzielle Exponate und solche, die real nicht auszustellen sind. Holtmann setzt die Virtual-Reality-Technik allerdings nicht nur für die Ausstellung, sondern auch die Kundenberatung ein. Wollten sich Standbesucher ein Bild eines zukünftigen Auftritts machen, besuchten sie virtuell drei verschiedene Messestände.
Alle
Materialien, Farben und Winkel ließen sich fast wie echt wahrnehmen. „Wir
integrieren stets neue Trends wie etwa Virtual Reality in unser
Beratungsangebot und ermöglichen Kunden ganz neue Dimensionen der
Standplanung“, erklärt Claus Holtmann. „Das macht uns zum idealen Partner für
Aussteller, um die Visionen von Design-Agenturen real werden zu lassen“, so der
Geschäftsführer von Holtmann Messe und Event. Um dies zu untermauern,
präsentierte Holtmann außerdem die am Markt neue OLED-Stele sowie eine App, mit
der das Standpersonal beim nahen Catering-Stand Getränke und Giveaways
bestellen konnte. Sämtliche Broschüren waren mit QR-Codes versehen. Damit
lassen sich Broschüren-Aktualisierungen nach der Messe aufs Handy laden. Beide
Standkonstruktionen stammten von Mesomondo. Mit ihnen stellte die
Holtmann-Tochter ihre Messebau-Expertise unter Beweis. Durch clevere Konstruktionen
mit Innenspiegeln wirkten die beiden nur je zwölf Quadratmeter großen Stände
bis zu zehnmal größer (www.holtmann.de).
Die Besprechungsräume und -areale sind selten die Haupt-Attraktionen oder Eyecatcher eines Messestandes. Anders beim Aussteller Dibella auf den Messen Heimtextil 2016 und Texcare 2016 in Frankfurt am Main. Dibella beliefert sowohl Leasingwäschereien als auch Hotels, Gastronomie und Gesundheitswesen mit industriellen Textilien. Zu den Produkten zählen unter anderem Bettwäsche, Tischwäsche, Küchen- und Frottierwäsche. Bei beiden rund 100 Quadratmeter großen Auftritten nahm der Besprechungsbereich viel Raum ein und avancierte zu einem Highlight. Er spiegelte ein Stückweit die heimelige Atmosphäre wider, die Dibella-Textilien den Räumen in Hotellerie oder Gastronomie verleihen. Auf einem hellen Parkettboden standen weiße, gepolsterte Designer-Sessel um kleine Tische herum gruppiert. Eine Seitenwand war mit Musterprodukten wie Kissen oder Decken bestückt.
An der gegenüberliegenden Seite lud eine Bar mit weißen Designer-Hockern und einem großformatigen Wasserdigitaldruck an der Rückwand zum Verweilen ein. „Vor allem die Sessel trugen zum schicken Ambiente bei. Außerdem offenbarten sie sich als sehr bequem. Hier wurden garantiert sehr gute Gespräche geführt“, wie Vanessa Niemann betont. Sie ist als Projektleiterin bei MDS Messebau aus Buchholz in der Nordheide verantwortlich für Entwurf und Konstruktion des Standes. „Dem Kunden war es wichtig, dass wir den Spagat schaffen. Es sollte eine gemütliche Atmosphäre geschaffen werden“, so Vanessa Niemann weiter. „Aber es sollte auch gezeigt werden, dass Dibella die Industrie beliefert.“ Zum Spagat gehört, dass die ebenfalls ausgestellten bezogenen Betten an ein Hotel erinnerten, während neben ihnen Schaufenster-Figuren standen. Sie stellten die Arbeitskleidung zur Schau, die der Aussteller als neue Sparte dieses Jahr ins Portfolio hinzunahm. Dibella plant, sich mit diesem Standbau von MDS auf den Messen der nächsten vier bis fünf Jahre zu präsentieren (www.mdsmessebau.de).
Autor: Jens Kügler
Dieser Artikel ist erschienen in TFI Heft 5/2016
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